Gastbeitrag Stefan Verra: Leithammel sind auch nur Menschen

Gastbeitrag von Stefan Verra.

Stefan gehört zu den Trainern, welche das Publikum mitreissen und das Thema Körpersprache mit Witz und Scharm greifbar machen und näher bringen.
Auch Stefan ist Liebhaber der nonverbalen Kommunikation und er schafft es, seinem Publikum das Thema Körpersprache so weit näherzubringen, dass die Menschen in seinem Seminaren ihre Wahrnehmung steigern und mit dem «nonverbalen Vorsprung» bessere Kommunikatoren werden. Dies ist seit Jahren auch meine Leidenschaft und das Ziel meines Schaffens als Kommunikationstrainer.

Ich schätze Stefan und seinen Trainerstil sehr, auch wenn es bei unserem letzten Treffen schwierig war, uns beide auf das Foto zu bringen ;-).

Hier nun sein Gastbeitrag:

Leithammel sind auch nur Menschen

Die Körpersprache der Mächtigen

Das tolle an einer Topkarriere ist ja, dass das knowledge zählt.
Fakten, Fakten, Fakten. Wer braucht da Körpersprache?
Wenn der Inhalt gut genug ist, ist die Visage, die man dabei macht, egal.

So ein klitzekleinwenig schlummert dieser Gedanke in vielen Menschen. Egal ob Industriekarriere oder Start-Up Bude. Der isolierte Fokus auf das Inhaltliche ist weit verbreitet. Eines gleich vorweg: Wer so oder so ähnlich denkt, darf sich nicht wundern, wenn er von Menschen, Produkten oder Dienstleistungen überholt wird, die in der Qualität zwar weit hinter der eigenen stehen, aber es verstehen, andere zu überzeugen und zu begeistern.

Wir sehen das aktuell in der Weltpolitik. Auch dort sind nicht unbedingt die weisesten Geister an den Hebeln der Macht. (Moooooment, glauben Sie nicht, ich würde Ihr zynisches Luftausstoßen nicht sehen!) Bevor wir in ein Poltikerlamento einfallen, sollten wir uns eines vor Augen halten: Die, die an der Macht sind, haben es geschafft sehr viele Menschen für sich zu gewinnen. Ein Narr, wer da nicht genauer hinschaut.

Trump begeistert

Egal ob hochgebildet oder zerebrale Kreisliga, unser Gehirn entscheidet vorab immer ob es den Inhalten überhaupt folgen will. Noch bevor es die Worte überhaupt hört. Wer also inhaltlich überzeugen will, muss vorab als kompetent und glaubwürdig eingeschätzt worden sein. Sie können noch so oft „Ich kenn mich hier aus“ mit Ihren Worten sagen, wenn Sie dabei die Schultern gesenkt, die Arme lasch herabbaumeln lassen, und mit verzweifeltem Blick gen Boden schauen, wird Ihnen diese Worte niemand abnehmen. Oder würden Sie sich von so einem Arzt gerne operieren lassen?

Es war in der Evolution ganz einfach wichtiger zuerst zu erkennen, ob wir uns mit unserem Gegenüber sicher fühlen können oder nicht. Und genau das wird deswegen auch im ältesten Gehirnteil entschieden, im Stammhirn. Danach gleicht das Mittelhirn die Hierarchien ab. Zudem kommen Emotionen ins Spiel. Diese Einschätzung passiert innerhalb weniger Millisekunden. Bis dahin sind nahezu nur visuelle Daten ans Gehirn gedrungen, sprich, man hat fast nur die Körpersprache wahrgenommen. Die Einschätzung sympathisch/unsympathisch und kompetent/inkompetent ist bis dahin schon gefallen. Auch wenn sie meist nur als „Bauchgefühl“ wahrgenommen wird. Wer bei diesen beiden Grundsatzentscheidungen schlecht ankommt, wird sich in der Folge mit den Inhalten erstaunlich schwer tun. Denn der Neocortex, das rationale Denken, wacht erst danach auf um Inhalte zu verarbeiten und zwar entsprechend der ersten Einschätzung.

„Meine Meinung steht fest, irritieren Sie mich nicht durch Tatsachen.“
(K. Adenauer)

Ich höre Sie jammern: „Ah, i wo! Der Autor hat es leicht. Aber ich als Frau werde nicht ernst genommen.“ Und: „Der Autor, dieses fortgeschrittene Semester, jodelt seine Weisheiten aus dem Elfenbeinturm. Aber mir als junger Mensch, nimmt man die Kompetenz nicht ab.“ Gemach, gemacht – rufe ich Ihnen zu.

Es gibt Dinge, die Sie an sich nicht ändern können. Geschlecht und Alter gehören dazu. Deswegen sollten wir unsere eigenen Unabänderlichkeit bestmöglich nützen.

Christine Lagarde, die Direktorin des IWF, hat eine Karriere hingelegt, die von viel Weiblichkeit und Grandezza geprägt ist. Und wer meint als junger Mensch sei man für Erfolg noch zu jung, dem sei hiermit der ehem. österr. Bundeskanzler ins Gedächtnis geschoben. Der war mit 27 Minister und mit 31 das jüngste frei gewählte Regierungsoberhaupt der Welt. Es ist vor allem ihre überzeugende Körpersprache, die „Frau“ oder „jung“ gar nicht erst aufkommen lassen. Sie zeigen deutliche Signale der Durchsetzungsfähigkeit und des Vertrauens. Lernen wir von ihnen!

Der Mensch braucht Menschen

Internet hin oder her. Nach wie vor werden die meisten großen Entscheidungen in von Mensch zu Mensch getroffen. Man will den anderen kennen lernen, erst dann hat das Gehirn genug Informationen um den anderen einzuschätzen. Deswegen gibt es nach wie vor Konferenzen, Meetings, Businesslunchs und Live Vorträge. Überprüfen Sie selbst, wie gerne Sie von einem guten Redner mitgerissen werden und wie mühsam es ist einer Schlaftablette zuzuhören. Deswegen: Beschäftigen Sie sich mit Ihrer Körpersprache! Oft reicht es im richtigen Augenblick die Handflächen nach unten zu drehen um deutlich selbstsicherer zu wirken. Oder die Augenbrauen zu einem inhaltlich relevanten Punkt zu heben, um Enthusiasmus zu zeigen. Es sind die kleinen Mittel, die in Summe die große Wirkung entfalten. Man sollte nur wissen welche!

Zur Person

Stefan Verra ist einer der gefragtesten Körpersprache-Experten. Jährlich spricht er weltweit vor über 100.000 Menschen.

Er ist Gastdozent an mehreren Universitäten und Universitätskliniken. Sein aktuelles Buch „Leithammel. Sind auch nur Menschen – Die Körpersprache der Mächtigen“

(Ariston) ist seit 18. März im Handel.

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